Historische Entwicklung von Billard und Varianten von Karambol-Billard - Siemens Billardverein Erlangen

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Historische Entwicklung von Billard und Varianten von Karambol-Billard

Entstehung des Billardspiels
Die ersten belegten Erwähnungen über Billard in England datieren um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Jedoch auch die Franzosen nehmen die Erfindung dieser Spielart für sich in Anspruch. Wie es damals wirklich war, werden wir heute nicht mehr mit Sicherheit erfahren.
Damals sah aber das Billardspiel ganz anders aus. Der Spielstock (Queue) war noch nicht gerade, sondern hatte etwa die Form eines heutigen Hockeyschlägers. Die Kugeln waren  viel größer und aus Holz gefertigt. Es wurde an quadratischen Tischen mit Holzbanden und Löchern gespielt. Es wurden auch Bogen und Kegel verwendet. Es hat mehr als 100 Jahre gedauert, bis sich das Spiel in die heutige Richtung entwickelt hat.
In den beiden Ländern, in denen Billardspiel zur Welt kam – England und Frankreich – hat sich die Spielart unterschiedlich weiterentwickelt. Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Frankreich in mehreren Quellen eine Billardform beschrieben, die mit drei Kugeln auf einem rechteckigen Tisch ohne Löcher und Taschen in den Banden gespielt wurde. Diese Spielart wurde als „Französisches Billard“ bezeichnet und es handelt sich um die Ursprungsform des heutigen Karambol-Billard.
In England dagegen verlief die Entwicklung in eine andere Richtung. Die Löcher in den Banden blieben und weitere Kugeln wurden hinzugefügt. So enstand das heutige Pool-Billard und später daraus das Snooker.
Billard in der heutigen Form
Mit der Verbreitung des Billardspiels stiegen auch die Anforderungen an die Ausstattung. Um die Präzision des Stoßes zu erhöhen, wurden die Spitzen des Queues einfach an den gekalkten Wänden des Billardsaals aufgeraut. Trotzdem wurde immer noch oft „gekickst“. Später erst wurde zu diesem Zweck gewöhnliche Kreide verwendet. Im Jahre 1825 reparierte der Franzose Francois Mengaud die defekten Queuespitzen mit einem Stück Leder. Erstaunt stellte er fest, dass plötzlich Effet-Stöße möglich waren und auch Stöße, bei denen die Spielkugel rückwärts läuft. Diese Erfindung revolutionierte das Billardspiel.
Eine weitere Veränderung brachte die Erfindung der Gummibanden in Amerika. Danach verbreitete sich das Karambol-Billard in Europa und in Amerika in allen Gesellschaftschichten rasend schnell. Die erste Weltmeisterschaft wurde im Jahr 1873 in New York ausgetragen. Es wurde Freie Partie auf einem großen Billardtisch gespielt.
Die bis dahin verwendeten Elfenbeinbälle wiesen aber viele Fehler auf und verhinderten die gewünschte Präzision des Spiels. Im Jahr 1870 hat John Hyatt Kunststoffbälle entwickelt, die Härte und Eigenschaften der Elfenbeinbälle hatten, aber wesentlich billiger waren. Außerdem ermöglichte das gleichmäßige Material präzisere und berechenbare Stöße.
Die Entwicklung des Billard-Sports setzte sich auch im 20. Jahrhundert fort. Die Billardtische wurden beheizt, die Materialien für Billard-Tücher wurden weiterentwickelt, spezifisch für jede der unterschiedlichen Billardspielarten. Die Materialien für die Bälle wurden weiter verfeinert. Es kamen neue Disziplinen auf, das Spiel wurde immer  anspruchsvoller.
Billard ist seit dem 5. Februar 1998 eine olympisch anerkannte Sportart, gehört aber nicht zum olympischen Programm.
Billard in Deutschland
Nach Deutschland kam Billard erst Anfang des 18. Jahrhunderts. Das erste offizielle Billardspiel fand 1707 in Berlin statt. Zu dieser Zeit wurden Billardtische nur in Billard-Cafés und in Gaststätten aufgestellt. Aufgrund von verschiedenen gesetzlichen Beschränkungen (Billard wurde als „Hasardspiel“ angesehen) hat sich dieses Spiel lange Zeit nicht so schnell ausbreiten wollen. Ganz im Gegensatz dazu in Frankreich. Dort verbreitete sich zur selben Zeit das Billard explosionsartig als anerkanntes Gesellschaftsspiel.
Die erste bekannte Vereinsgründung im deutschsprachigen Raum war 1813 im damals noch zu England gehörenden Fürstentum Hannover.
Am 18. April 1911 wurde der „Deutsche Amateur-Billard-Bund (DABB)“ gegründet, aus dem nach mehreren Entwicklungsstufen die heutige „Deutsche Billard-Union e. V. (DBU)“ entstanden ist.
Karambol
Grundidee des Karambol-Billards
Karambol ist eine der drei Hauptspielarten des Billards. Es wird an einem Tisch mit Banden ohne Löcher und nur mit drei Bällen gespielt. Die Grundphilosophie ist es, den Spielball so anzustoßen, dass er die beiden anderen Bälle trifft. Je nach Spielart kommen verschiedene Zusatzregeln hinzu, um das Spiel zu erschweren.
Das korrekte Treffen der anderen beiden Bälle gilt als eine „Karambolage“. Für jede korrekt durchgeführte Karambolage erhält der Spieler einen Punkt. Wenn keine Karambolage erfolgt, ist der Gegenspieler an der Reihe. Wenn sich beide Spieler abgewechselt haben, wird dies als „Aufnahme“ bezeichnet. Die Spieldauer einer Partie wird durch eine vorher bestimmte Anzahl von Punkten oder Aufnahmen festgelegt.
Derjenige Spieler, der anfängt hat den weißen (unmarkierten) Ball als Spielball, der andere Spieler spielt dann den gelben (ggf. den markierten weißen) Ball.
Ausstattung
Die Regeln erlauben drei unterschiedliche Größen des Billardtisches.
-       Kleines Billard: 2100 x 1050 mm
-       Halbmatch: 2300 x 1150 mm
-       Matchbillard: 2845 x 1425 mm
Die Platte des Billardtisches ist eine 40 bis 50 mm dicke Schieferplatte, die durch eine Heizung mit Thermostat handwarm beheizt ist. Dadurch verdampft die Feuchtigkeit aus dem Tuch und den Banden, und die Bälle erhalten optimale Laufeigenschaften - geringere Reibung und verbesserte Effet-Wirkung.
Die Kugeln werden offiziell Bälle genannt und bestehen aus Kunststoff, wiegen ca. 220 g und haben einen Durchmesser von 61,2 mm. Einer der beiden Spielbälle ist weiß und der andere zur besseren Unterscheidbarkeit gelb. Der dritte Ball ist rot. Früher war der zweite Spielball ebenfalls weiß, war aber mit einem schwarzen Punkt markiert. Die Spielbälle hießen „Punkt“ und „Glatze“. Heute gibt es auch weiße und gelbe Spielbälle, die mit mehreren roten Punkten markiert sind, wodurch man die Effet-Wirkung sehr gut nachverfolgen kann.
Der Spielstock – Queue – ist aus Holz gefertigt. Die Spitze – Ferrule – ist bei den Karambol-Queues aus elfenbeinähnlichem Kunststoff gefertigt und ist nur ca. 1 cm lang. Ihre Aufgabe ist, die Stöße abzufedern und somit den Rest des Queues vor Rissen zu schützen. Auf die Ferrule ist die Pomeranze (Leder) geklebt. Der Durchmesser der Pomeranze ist üblicherweise 11 mm, für Dreiband sogar 12 mm. Die Gesamtlänge des Karambol-Queues liegt in der Regel zwischen 137 cm und 142 cm.
Freie Partie
Die einfachste Disziplin des Karambol-Billards ist die „Freie Partie“. Hier gibt es kaum einschränkende Zusatzregeln. Die Aufgabe besteht darin, mit dem eigenen Spielball die beiden anderen Bälle zu treffen. In den markierten Dreiecken in den Tischecken dürfen aber als einzige Beschränkung nur zwei Karambolagen hintereinander erzielt werden, dann muss mindestens einer der beiden anzuspielenden Bälle hinaus. Diese Regel gibt es nur in der Freien Partie.
Einband
Um das Billardspiel etwas zu erschweren, kommen zu den Grundregeln der Freien Partie zusätzliche Anforderungen an die Durchführung der Karambolagen. Bei der Disziplin „Einband“ muss der Spielball vor dem Beenden der Karambolage mindestens einmal die Bande berühren haben. Dies wird erreicht, indem der Spielball zuerst eine Bande berührt (das wird als „Vorbande“ bezeichnet) und dann die zwei Bälle, oder der Spielball trifft zuerst einen den beiden anzuspielenden Bälle, dann (mindestens einmal) die Bande und erst danach den dritten Ball. Die Beschränkung bzgl. der  markierten Tischecken gilt hier nicht.
Dreiband
„Dreiband“ gilt unter den Billardspielern als die Königsdisziplin. Die Regeln sind dieselben, wie bei Einband, jedoch – wie der Name schon sagt – muss der Spielball vor dem Beenden der Karambolage mindestens dreimal eine Bande berühren. Es müssen allerdings nicht unterschiedliche Banden sein. Auch die Reihenfolge der „Kollisionen“ des Spielballes mit dem zweiten Ball und den Banden ist nicht vorgegeben. Vor dem Berühren des letzten Balles müssen aber mindestens drei Banden berührt worden sein.
Cadre
Erfahrene Billardspieler sind in der Lage, Serien von mehreren hundert Karambolagen zu erzielen. Um dies zu erschweren und somit das Spiel dynamischer und für die Zuschauer interessanter zu machen, wird in der Disziplin „Cadre“ das Spielfeld in mehrere Bereiche geteilt. In jedem Bereich darf dann nur eine bestimmte Anzahl von Karambolagen erzielt werden. Dann muss mindestens eine der Kugeln diesen Bereich verlassen. Von der Disziplin Cadre gibt es folgende Varianten:

-       Cadre 47/2 (auf dem großen Tisch) und Cadre 35/2 (auf dem kleinen Tisch) – auch „Zweiball-Cadre“ genannt.
        Die Spielfläche ist in 9 Bereiche geteilt. In jedem Bereich dürfen nur zwei Karambolagen hintereinander erreicht werden.

-       Cadre 47/1 (auf dem großen Tisch) und Cadre 35/1 (auf dem kleinen Tisch) – auch „Einball-Cadre“ genannt.
        Die Tischteilung ist identisch wir beim Zweiball-Cadre, jedoch darf man bei dieser Variante in dem jeweiligen Bereich
        nur eine Karambolage erzielen. Danach muss mindestens eine Kugel den Bereich verlassen.

-       Cadre 71/2 (auf dem großen Tisch) und Cadre 52/2. Diese Variante wird nicht oft gespielt. Der Tisch ist bei dieser
        Variante in 6 Bereiche unterteilt, wobei in jedem Bereich nur zwei Karambolagen hintereinander gespielt werden dürfen.

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Quellen:
Dr. Heinz Stingl - Billard
Dr. Heinz Stingl - Billard für Fortgeschrittene

(c) Siemens Billardverein Erlangen, 2024
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